Was bedeutet VSME?
Kurzantwort: VSME steht für Voluntary Sustainability Reporting Standard for non-listed small and medium-sized enterprises und ist ein freiwilliger EU-Berichtsstandard für nicht börsennotierte kleine und mittelgroße Unternehmen[1].
Die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) entwickelte den VSME-Standard, um Unternehmen unter der CSRD-Schwelle (< 250 Mitarbeitende) eine vergleichbare, schlanke Nachhaltigkeitsberichterstattung zu ermöglichen. Der Standard wurde im Dezember 2024 veröffentlicht und richtet sich an Unternehmen, die nicht unter die verpflichtende Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) fallen, aber dennoch transparent über ihre Nachhaltigkeitsleistungen berichten oder ESG-Datenanfragen ihrer Stakeholder beantworten möchten[2].
Quellen: [1], [2] Was ist VSME? | myclimate Schweiz
Für welche Unternehmen ist der VSME gedacht?
Kurzantwort: Er richtet sich an alle nicht börsennotierten Unternehmen, die nicht der CSRD unterliegen, aber freiwillig Nachhaltigkeitsinformationen bereitstellen wollen[3].
Kleine und mittlere Unternehmen, die unter der CSRD-Schwelle bleiben, werden von der EU nicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Dennoch verlangen Banken, Investoren, größere Geschäftspartner und Behörden zunehmend ESG-Daten. Der VSME bietet diesen Unternehmen eine einheitliche Vorlage, um solche Informationen effizient zu liefern. Dank des geringeren Umfangs (rund 50 Datenpunkte im Basis-Modul bzw. etwa 100 im erweiterten Modul) ist der Ressourcenaufwand deutlich geringer als bei CSRD-Berichten[4][3]. Unternehmen können somit freiwillig berichten und so ihre Wettbewerbsfähigkeit und den Zugang zu Finanzierung verbessern[5].
Quellen: [3] Was ist VSME? | myclimate Schweiz; [4], [5] VSME - Frequently asked questions answered (FAQ)
Wie ist der VSME-Standard aufgebaut?
Kurzantwort: Der Standard besteht aus einem Basis-Modul mit elf ESG-Offenlegungen und einem optionalen Comprehensive-Modul mit zusätzlichen neun Offenlegungen[6].
Die Struktur des VSME gliedert sich in zwei Module: - Basis-Modul: Es umfasst elf zentrale ESG-Themen (Umwelt, Soziales, Governance). Dieses Modul enthält etwa 50 Datenpunkte und bildet die Mindestanforderungen[7]. Es eignet sich für Unternehmen, die am Anfang ihrer ESG-Reise stehen oder nur grundlegende Kennzahlen erfassen wollen[8]. - Comprehensive-Modul: Aufbauend auf dem Basis-Modul deckt es neun weitere Offenlegungen ab und erhöht die Zahl der Datenpunkte auf rund 100[6]. Dieses Modul richtet sich an Unternehmen, die mehr Transparenz schaffen müssen (z. B. wegen Banken- oder Investor*innenanforderungen) und neben Kennzahlen auch Strategien und Ziele offenlegen möchten[9].
Quellen: [6], [7] VSME - Frequently asked questions answered (FAQ); [8], [9] Was ist VSME? | myclimate Schweiz
Wie viele Datenpunkte beinhaltet der VSME?
Kurzantwort: Im Basis-Modul ca. 50 Datenpunkte; mit Comprehensive-Modul ca. 100 Datenpunkte[10].
Laut MasterSustainability umfasst der VSME rund 50 Datenpunkte im Basis-Modul und etwa 100 Datenpunkte, wenn das Comprehensive-Modul genutzt wird[10]. Diese Daten decken wesentliche ESG-Kenngrößen ab, sind aber deutlich weniger umfangreich als die über 1 000 Datenpunkte der ESRS[11].
Quellen: [10] VSME - Frequently asked questions answered (FAQ); [11] Was ist VSME? | myclimate Schweiz
Was ist der Unterschied zwischen dem VSME-Standard und der CSRD?
Kurzantwort: CSRD ist für große Unternehmen gesetzlich verpflichtend und umfasst detaillierte ESRS-Standards; VSME ist freiwillig, weniger komplex und speziell für kleine und mittelgroße Unternehmen gedacht[12].
Die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) verpflichtet große Unternehmen und bestimmte börsennotierte KMU zur umfassenden ESG-Berichterstattung nach den European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Sie verlangt eine externe Prüfung und ist integraler Bestandteil des Geschäftsberichts. Der VSME hingegen wurde als freiwillige Alternative für nicht gelistete KMU entwickelt. Er enthält vereinfachte Offenlegungen, weniger Datenpunkte und ist nicht prüfungspflichtig[13]. Unternehmen können ihn nutzen, um sich auf zukünftige CSRD-Pflichten vorzubereiten oder auf Informationsanfragen zu reagieren[5].
Quellen: [5], [12], [13] VSME - Frequently asked questions answered (FAQ)
Wie unterscheidet sich der VSME von den ESRS?
Kurzantwort: Die ESRS umfassen mehr als 1 000 Datenpunkte und verlangen zwingend eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse sowie eine detaillierte Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette; der VSME ist dagegen kompakter, verzichtet auf eine formale doppelte Wesentlichkeitsanalyse und fokussiert sich auf unternehmensinterne Daten[14].
Der VSME reduziert den Berichtsumfang erheblich: Rund 100 Datenpunkte reichen aus, während die ESRS mehrere hundert Kennzahlen vorschreiben und neben Kennzahlen auch Strategien, Maßnahmen und Ziele detailliert abfragen[11]. Eine verpflichtende doppelte Wesentlichkeitsanalyse (Beurteilung von Auswirkungen und finanzieller Relevanz) ist nur in den ESRS vorgeschrieben; im VSME ist sie optional, wird aber – zumindest in vereinfachter Form – empfohlen[15][16]. Die ESRS erfordern zudem eine vollständige Analyse der Wertschöpfungskette (vor- und nachgelagerte Aktivitäten), während der VSME weniger Wert auf diese Detailtiefe legt und vor allem unternehmensinterne Prozesse abbildet[17].
Quellen: [11], [14], [15], [16], [17] Was ist VSME? | myclimate Schweiz
Wie unterscheidet sich der VSME von den GRI-Standards?
Kurzantwort: GRI-Standards sind umfassender und decken Themen wie Elternzeit, Diskriminierung oder lokale wirtschaftliche Auswirkungen ab, die im VSME nicht enthalten sind[18].
Die Global Reporting Initiative (GRI) legt international anerkannte umfassende Nachhaltigkeitsstandards fest, die oft mehr als 1 000 Datenpunkte umfassen und eine sehr breite Themenpalette abdecken. Im Vergleich dazu ist der VSME bewusst schlanker und freiwillig. Laut Tanso-Blog eignet sich der VSME als Einstieg oder Ergänzung für Unternehmen, die (noch) nicht nach GRI berichten wollen; er ersetzt GRI-Reporting aber nicht, da viele Themen in GRI detaillierter geregelt sind[18].
Quellen: [18] VSME FAQ: Voluntary sustainability reporting for SMEs I Tanso Blog
Was bedeutet VSME+?
Kurzantwort: VSME+ bezeichnet die Anwendung beider VSME-Module (Basis und Comprehensive) plus zusätzlicher unternehmensspezifischer Kennzahlen oder Offenlegungen[19].
Bei der VSME+-Herangehensweise erfüllen Unternehmen sowohl die Anforderungen des Basis- als auch des Comprehensive-Moduls und erweitern diese mit zusätzlichen Indikatoren, um spezifische Stakeholder-Erwartungen oder branchenspezifische Besonderheiten abzudecken[19]. Das „+“ steht für Datenpunkte, die über den Standard hinausgehen – beispielsweise freiwillige Kennzahlen zu Diversity oder Industrie-spezifischen Themen, die das Unternehmen als relevant erachtet.
Quellen: [19] VSME FAQ: Voluntary sustainability reporting for SMEs I Tanso Blog
Was sind „Policies“ im Kontext des VSME?
Kurzantwort: „Policies“ bezeichnen die internen Strategien und Richtlinien eines Unternehmens zu ESG-Themen[20].
Im VSME-Kontext wird der englische Begriff „policies“ in der deutschen Fassung mit „Konzepte“ übersetzt. Gemeint sind festgelegte Strategien, Leitlinien oder Programme des Unternehmens zu Umwelt-, Sozial- oder Governance-Themen[21]. Beispiele sind Recycling-Strategien, Diversity-Programme oder Richtlinien zur Lieferkettenverantwortung. Diese Policies müssen im Comprehensive-Modul beschrieben werden und zeigen, wie das Unternehmen ESG-Themen strukturiert angeht[21].
Quellen: [20], [21] VSME FAQ: Voluntary sustainability reporting for SMEs I Tanso Blog
Wie funktioniert die Value-Chain-Cap im VSME?
Kurzantwort: Wenn ein Unternehmen den VSME vollständig anwendet, dürfen größere Geschäftspartner keine darüber hinausgehenden Nachhaltigkeitsinformationen verlangen; dies schützt KMU vor übermäßigen Datenanforderungen[22].
Das Omnibus-Paket der EU will sicherstellen, dass KMU nicht mit unzähligen ad-hoc-Datenerhebungen belastet werden. Dazu definiert der VSME eine Wertschöpfungskettenbegrenzung („value-chain cap“): Wird das gesamte VSME (Basis- und Comprehensive-Modul) angewandt, müssen Unternehmen keine zusätzlichen ESG-Informationen liefern, wenn ihre Kunden oder Investoren diese anfragen[22]. Das Basic-Modul allein reicht nicht – der volle Standard muss genutzt werden, damit die Begrenzung gilt[22].
Quellen: [22] VSME FAQ: Voluntary sustainability reporting for SMEs I Tanso Blog
Wird eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse verlangt?
Kurzantwort: Nein. Eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist im VSME nicht verpflichtend, wird aber als gute Praxis empfohlen[15].
Die ESRS fordern eine verpflichtende doppelte Wesentlichkeitsanalyse, bei der Unternehmen sowohl Auswirkungen als auch finanzielle Relevanz beurteilen. Der VSME verzichtet auf diese formale Anforderung. Unternehmen sollen vielmehr das Prinzip „wenn zutreffend“ anwenden: Sie entscheiden selbst, ob bestimmte Datenpunkte relevant sind[15]. Fachleute – etwa myclimate – empfehlen dennoch eine verkürzte doppelte Wesentlichkeitsanalyse, um zu identifizieren, welche Themen für das Unternehmen und seine Stakeholder tatsächlich relevant sind[15].
Quellen: [15] Was ist VSME? | myclimate Schweiz
Für wen eignet sich das Basis-Modul und für wen das Comprehensive-Modul?
Kurzantwort: Das Basis-Modul ist für Unternehmen geeignet, die erste ESG-Schritte gehen und eine grundlegende Datensammlung anstreben; das Comprehensive-Modul richtet sich an Firmen mit höheren Stakeholder-Anforderungen (z. B. Banken, Investoren)[8].
Laut myclimate sollten Unternehmen, die am Anfang ihrer ESG-Reise stehen, mit dem Basis-Modul beginnen. Es fokussiert sich auf Kennzahlen wie Energie- oder Ressourcenverbrauch und erfordert keine vertieften Strategien[23]. Das Comprehensive-Modul geht weiter: Es ergänzt das Basis-Modul um Themen wie Ziele, Strategien und Maßnahmen, die insbesondere für Banken oder Investor*innen relevant sind[9]. Unternehmen können so je nach Anspruch wählen, ob sie nur das Minimum erfüllen oder umfangreicher berichten wollen.
Quellen: [8], [9], [23] Was ist VSME? | myclimate Schweiz
Warum hat die EU den VSME-Standard eingeführt?
Kurzantwort: Um die steigende Flut an ESG-Datenanfragen zu vereinheitlichen und KMU vor hohen administrativen Kosten zu schützen[72].
Laut der EFRAG-Kosten-Nutzen-Analyse muss heute bereits jede dritte mittelgroße Unternehmung ESG-Informationen an Banken und Großkunden liefern – eine Zahl, die bis 2028 nahezu auf 100 % steigen wird[73]. Jeder einzelne Fragebogen verursacht beträchtliche interne Aufwände: Mikro-Unternehmen zahlen im Durchschnitt rund 2 100 €, kleine Unternehmen 4 700 € und mittlere Unternehmen 7 100 € pro ESG-Anfrage, wobei die Kosten vor allem aus interner Personalarbeit bestehen[74]. Ohne einen einheitlichen Standard könnten die Gesamtkosten der EU-KMU für die Bearbeitung solcher Anfragen von 12 Mrd. € im Jahr 2025 auf 27 Mrd. € im Jahr 2028 steigen[75]. Der VSME soll diesen Wildwuchs beenden: Er bietet eine gemeinsame Sprache und definiert, welche Daten für KMU relevant sind. Damit können Banken, Investoren und Abnehmer ihre Informationen aus einem einzigen Bericht entnehmen, statt mehrere individuelle Fragebögen zu versenden[76]. Gleichzeitig reduziert der Standard den Zeitaufwand der Unternehmen und erleichtert den Zugang zu nachhaltigen Finanzierungen.
Quellen: [72], [73], [76] Stop Drowning in ESG Requests: One VSME Report Can Do It All | Karomia Blog; [74], [75] EFRAG's%20Cover%20Letter%20and%20Cost%20Benefit%20Analysis%20on%20VSME.pdf
Welche Probleme löst der VSME für KMU?
Kurzantwort: Der VSME bündelt ESG-Anfragen, reduziert Doppelarbeit und stärkt die Position von KMU gegenüber größeren Geschäftspartnern[76].
Ohne Standardisierung müssen KMU oft unterschiedliche Fragebögen und Formate ausfüllen; jedes neue Projekt oder jeder Kreditantrag löst eine weitere Datenabfrage aus. Die EFRAG-Studie zeigt, dass viele KMU bereits mehrere Anfragen pro Jahr erhalten und sich die Zahl der Anfragen pro Unternehmen in den nächsten Jahren exponentiell erhöhen wird[77]. Der VSME wirkt wie ein „Only-Once-Prinzip“: Ein einmal erstellter Bericht deckt sämtliche relevanten ESG-Informationen ab und kann an unterschiedliche Stakeholder verteilt werden[76]. Durch die value-chain cap dürfen größere Geschäftspartner keine zusätzlichen Daten über das VSME hinaus verlangen, wenn beide Module angewendet werden[22]. So vermeiden KMU unkoordinierte Anfragen, sparen Zeit und reduzieren interne Kosten erheblich.
Quellen: [22] VSME FAQ: Voluntary sustainability reporting for SMEs I Tanso Blog; [76] Stop Drowning in ESG Requests: One VSME Report Can Do It All | Karomia Blog; [77] EFRAG's%20Cover%20Letter%20and%20Cost%20Benefit%20Analysis%20on%20VSME.pdf
Wer profitiert vom VSME-Standard?
Kurzantwort: Kleine und mittlere Unternehmen sowie deren Banken, Investoren und Großkunden profitieren gleichermaßen[72].
Für KMU bedeutet der VSME weniger administrativer Aufwand und ein effizienterer Zugang zu Kapital: Banken und Investoren erhalten strukturierte Informationen und können Risiken besser einschätzen, was zu günstigeren Finanzierungskonditionen führt. Laut Karomia liegt der Zinsvorteil durch ein VSME-basiertes ESG-Profil bei 15 Basispunkten, was in einem Fall jährlich rund 3 000 € spart[78]. Darüber hinaus hilft der VSME, neue Aufträge zu gewinnen, weil viele Lieferkettenmanager nur noch Geschäftspartner akzeptieren, die ESG-Informationen liefern[79]. Auch öffentliche Beschaffer und Versicherungen profitieren von standardisierten Daten und transparenten Nachhaltigkeitsleistungen.
Quellen: [72], [78], [79] Stop Drowning in ESG Requests: One VSME Report Can Do It All | Karomia Blog
Welche langfristigen Effekte soll der VSME erzielen?
Antwort: Ziel ist nicht nur die kurzfristige Reduktion von Bürokratiekosten. Auf längere Sicht fördert der VSME eine breitere ESG-Kultur in KMU, verbessert das Risikomanagement und unterstützt die Finanzierung der nachhaltigen Transformation. Laut EFRAG können Einsparungen bei der Finanzierung bis 2028 insgesamt 580 Mio. € erreichen[80]. Zudem steigert der Standard die Wettbewerbsfähigkeit, weil Unternehmen Transparenz schaffen und so besser auf Ausschreibungen reagieren können.
Quellen: [80] Stop Drowning in ESG Requests: One VSME Report Can Do It All | Karomia Blog